textcode – textwerkstatt für journalistische und literarische inhalte / copyrighted content / urheberrechtlich geschützte texte

AstA-Druckerei I.

Posted in Student protests, urheberrechtlich geschützt - copyrighted. by textcode on Februar 17, 2009

Angebot zum Erstdruck. Ein Ausschnitt dieses Beitrags erschien am 5.2.2009 unter dem Titel „AStA-Druckerei soll weichen“ in der Tageszeitung jungeWelt – Direktlink. Aufgrund der starken Verkürzung und redaktionellen Bearbeitung des Ursprungstextes besteht das Angebot zum Erstdruck weiterhin. Preis: 1,-/EUR pro Druckzeile. Preis für das Web: derselbe mit der Einräumung einer Veröffentlichungszeit von 2 Monaten. Sollten Sie den Beitrag länger oder auf Dauer nutzen wollen, richtet sich die Vergütung nach dem tariflichen Mindest-Tagessatz  für freie Journalisten und beträgt in der Höhe die Vergütung für einen Arbeitstag (250 EUR). Bei Verhandlungsbereitschaft kontaktieren Sie bitte direkt. Günstigere Konditionen als für den Erstdruck für diesen Beitrag erhalten Sie ansonsten nur, wenn sie ihn nicht direkt erwerben, wählen Sie in diesem Fall diesen Link. Beachten Sie bitte für diesen Fall, daß bei einem vermittelten Verkauf der Beitrag nicht mit voller Namensnennung veröffentlich werden darf, das Kürzel hierfür lautet apk.

AstA-Druckerei reloaded.

Der Kampf um infrastrukturelle Ressourcen linker Asten geht weiter, diesmal trifft es die FU. Den Gegenspielerpart übernimmt im Fall ‚Asta-Druckerei 09’ die Universitätsleitung.

Bildungspolitisch interessierte Leser werden jetzt an ein deja-vu glauben: Berlin? AstA? Druckerei? Hier stimmt was nicht, wir schreiben jetzt 2009. Tatsächlich ist nur anderthalb Jahre, nachdem es dem damaligen RCDS-AstA unter Gottfried Ludewig gelungen war(,) die Druckerei des TU-AstA zu verscherbeln, die verbliebene letzte studentisch geführte Druckerei in Berlin akut bedroht. Süffisant an der bisherigen Prozedur, in den Räumen der FU-AstA-Druckerei ein „Dahlemer Kinderparadies“ unterzubringen zu versuchen mutet an, daß die Universitätsleitung der FU sich bemüht, schriftliche Aussagen und Dokumente weitestgehend zu vermeiden. Obwohl der Verdrängungsprozess weit fortgeschritten ist, erfährt der AstA nur in persönlichen Gesprächen, zu denen er schriftliche Einladungen erhält(,) von dem Interesse der Unileitung an seinem Gebäude. Folgerichtig ist auch die Stellungnahme des Pressesprechers des FU-Präsidiums, Goran Krstin, in der Aussage denkbar knapp gehalten: „Der Entscheidungsprozess in der Angelegenheit ist noch nicht abgeschlossen“, teilte er am Montag mit, weshalb die Unileitung „derzeit mit Statements dem Ergebnis nicht vorgreifen möchte“.

Und auch der AstA der FU bemüht sich um umsichtige Kommunikation der Problematik: zu leicht könnte nach Ansicht hochschulpolitisch aktiver Studierender die Position des AstA  – oder auch deren sozialpolitische Verortung – mißverständlich rezipiert werden. „Eigentlich sind alle AStA-nahen Gruppen bis jetzt vorsichtig mit diesem Thema gewesen, damit niemand etwas in den falschen Hals kriegt und die Taktik des Präsidiums nicht aufgeht“, heißt es dazu am 21. Januar im Bloq der Fachschaftsinitiative Wirtschaftswissenschaften. Reagiert mußte jedoch schließlich werden, da die [FDP-nahe] Liberale HochschulGruppe (LHG) die Gelegenheit beim Schopfe gepackt hatte und in einem an FU-Studenten verteilten Flugblatt Mitte Januar getitelt hatte: “FSI-AStA blockiert Kita – Wir sind für die FU-Kita!”

Tatsächlich plant die Leitung der Eliteuniversität – mit aktiver Unterstützung des Kanzlers Peter Lange – die Einrichtung einer Art zweiten KiTa, die theoretisch helfen könnte, den noch fehlenden Service der Kurzfallbetreuung anzubieten. Derzeit sei die stundenweise Betreuung von Kindern durch die Studentenwerk-KiTa nämlich nicht zu leisten, wie die stellvertretende Leiterin der Kita an der FU, Gabriele Barthold-Kloss, mitteilt. Bei genauem Augenschein der Pläne jedoch ist Stutzigwerden erlaubt: das geplante „Dahlemer Kinderparadies“ ist als bezahlte Kindertagesstätte geplant: Ziel ist zweifellos eher ein weiteres Angebot für besser situierte Akademiker am elitären Wirtschaftsstandort Freie Universität. Hier hat die Zielgruppe Student keine große Bedeutung für den studierten Betriebswirtschaftler und vor seinem Wechsel an die FU für die Projektwerkstatt GmbH tätigen Anhängers „kreativer Ökonomie“.

Kreativ ist der ökonomische Erfindungsgeist bei der Suche nach Auswegen bei Peter Lange allemal. Wo sie nach dem Verlust der Druckereiräumlichkeiten drucken sollen, ist für den findigen, seit 2000 im Kanzleramt tätigen Lange nichts weiter als eine rhetorische Frage: „ihr könnt doch in Polen drucken, ist doch viel billiger“, hatte Lange den Studenten geantwortet, wie Sebastian Schneider, Referent für Hochschulpolitik im FU-AstA, am Montag mitteilte.

Beschäftigen wollte sich die Unileitung mit der Frage, wohin die Druckerei nach einem etwaigen Auszug aus ihren Räumlichkeiten in der Iltisstraße soll, bisher nicht: „es wurde uns bislang weder eine Alternative zum derzeitigen Raum angeboten noch gab es eine Stellungnahme zur Finanzierung der Umzugskosten“, führt Sebastian Schneider weiter aus. „Es hatte bisher insgesamt drei Gespräche mit dem Kanzler gegeben. Das erste hatte im September stattgefunden, die Einladungen gingen uns ohne genauere Informationen zu.“ Man hätte sich mit ihnen über „familienfreundliches Studieren“ unterhalten wollen, habe das Kanzleramt mitgeteilt. Über die Pläne der Unileitung seien sie schrittweise während der drei Gespräche, deren letztes Anfang Januar geführt worden war, in Kenntnis gesetzt worden.

Falls die Unileitung an ihren Plänen festhält, fordert der AstA einen Alternativraum sowie die volle Übernahme der Umzugskosten. Was das Mindeste ist, was eine verfaßte Studierendenschaft fordern sollte, wenn sich die Pläne der oberen Verwaltungsetage nicht als korrigierbar erweisen. Was vollkommen unwahrscheinlich nicht ist, schließlich halst sich die Universität mit ihrer neuen Idee zusätzliche Kosten auf, die sie der Öfffentlichkeit gegenüber wird erklären müssen. „Seit 21 Jahren besteht die Druckerei jetzt“, erinnert Sebastian und fügt an, daß in dieser Zeit in den Räumen fortwährend mit drucktechnischen Chemikalien gearbeitet wurde. Bevor Kinder in dem Raum untergebracht werden könnten, müßte das Gebäude grundsaniert werden: ein kostspieliges Unterfangen. Ein Baugutachten, das der AstA im Dezember in Auftrag gegeben hatte, schätzt die hier entstehenden Kosten auf 370.000 bis 420.000  Euro, womit die Sanierung teurer wäre als ein Neubau, den das Gutachten auf 330.000 Euro schätzt. Die Finanzierung des Umzugs der Druckerei würde Mehrkosten von 25.000 Euro verursachen.

Sofern eine Alternative überhaupt angeboten wird: bisher scheint die Unileitung aus welchen Gründen auch immer fest darauf zu vertrauen, daß der AstA freudestrahelnd die Schlüssel zur Druckerei zurückgibt, sich mit einem netten Knicks plus selbstverständlich ehrfürchtigem Handkuß für die gelungene Zusammenarbeit der letzten zwanzig Jahre bedankt – und schulterzuckend nach Polen drucken geht. Wer wird an einer Eliteuni, die soviel Standort auf einmal ist, studentische Selbstverwaltung und studentische Anrechte wörtlich nehmen.

Lassen wir an dieser Stelle die Details zur Gegenrechnung ökonomischer und ökologischer Mehrbelastung beim Verfrachten inländischer Dienstleitungen ins scheinbar billige Ausland und dem Hin- und Hertransport studentischer Faltblattkartons über die Oder-Neiße-Grenze beiseite und betrachten jenseits lustiger Einfälle genauer die Bedenken, von denen studentische Äußerungen erfüllt sind, stellt sich allemal ein besorgniserregendes Bild dar: „So wie es derzeit aussieht, sind die Kita-Pläne des Präsidiums nur Mittel zum Zweck, um studentische Hochschulpolitik im Allgemeinen an der FU zu schwächen. Wenn die studentischen Hochschulgruppen nicht geschlossen gegen eine solche Politik der Uni-Leitung vorgehen, dann ist bald nicht mehr viel übrig von der Lehre und der damit verbundenen Infrastruktur an der FU“, heißt es dazu weiter auf den Seiten der Fachschaftsinitiative WiWiss.

Da die Unileitung keinerlei Alternativvorschläge bisher geboten hat, haben sich die Studenten selbst auf die Suche nach Auswegen gemacht. Sie verweisen auf ein Gebäude gegenüber der Druckerei, in dem drei kleinere Arbeitsstellen, unter anderem der Career Service und das Projekt „Pro Lehre“ beheimatet sind. „Der Umzug einer dieser Arbeitsstellen wäre mit weit geringerem finanziellen Aufwand verbunden“, sagt Sebastian Schneider. Die Studentin Katja Müller schreibt zur Bedeutung der Druckerei in der vergangene Woche erschienenen ebendort gedruckten Studierendenzeitschrift „Out Of Dahlem“: „Hier werden die Publikationen des Studierendenausschusses, beispielsweise das Out of Dahlem, der Studentenkalender, die Bücher der Hochschulpolitischen Reihe oder das eben erschienene Magazin „FU 60: Gegendarstellungen“ gelayoutet und gedruckt. Aber auch Plakate und Erstsemester-Infos verschiedener Fachschaftsinitiativen, Publikationen nicht-kommerzieller studentischer Gruppen sowie Aufträge anderer Studierendenschaften werden hier von den drei DruckerInnen bearbeitet.“ Der Verlust der letzten studentischen Druckerei in Berlin wäre ein zu hoher Einschnitt in die Mobilisierungs-Infrastruktur, weshalb die Studenten deutlich werden. In der Out of Dahlem schließt Katja Müller folgerichtig mit den Worten: „Sollte es wirklich zu einem Umzug bzw. einer Schließung der Druckerei kommen, sind alle Studierenden gefragt, dieses Stück selbstverwalteter studentischer Infrastruktur zu verteidigen. Bleibt abzuwarten, ob die „exzellente“ FU, die so stolz darauf ist, das „revolutionäre Schmuddelimage“ vergangener Jahre abgelegt zu haben, es darauf ankommen lassen will“.

Der Kanzler der Universität hatte bislang persönlich keine eigene Stellungnahme dazu abgeben wollen.

Anna Panek

———————————————————————————————————–

Zusatzinformationen. Auf studentischer Ebene haben die kommentierbaren bloqs „WiWiss“ und „FUWatch“ die Themen aufgegriffen. Direktlink  FSIWiwiss.

Aktualitätswert 17.2.: weiterhin bestehend. Die Pressestelle der FU-Unileitung teilt mit, daß weitere Gespräche eingeplant sind, „auch, was Ersatzräumlichkeiten betrifft“ (der Originale Wortlaut „auch hinsichtlich der Möglichkeit eines XXXXXX…“ erfolgte als wortgetreue Antwort auf die explizite Fragestellung: „Kann das Kanzlerbüro Stellung beziehen zu den von XXXXX ….“), woraus sich semantisch ergäben würde, daß …. . Aber: Eine Stellungnahme zum Ergebnis des letzten Gesprächs wurde nicht abgegeben – diese Frage blieb unbeantwortet. Ein konkretes Datum für das kommende Gespräch zur Frage der Ersatzräumlichkeiten wurde nicht genannt. Das Büro des Kanzlers der FU, Peter Lange, teilt mit, daß der Kanzler sich im Urlaub befindet. Der  (durch die Terminwahl des Beginns Semesterferienähnlichkeiten aufweisende) Urlaub dauert – nach Auskunft des Büros vom XXXXX (bitte direkt kontaktieren bei Textinteresse) bis zum XXXXXXX an. (Was nach Auskunft des Kalenders in der betreffenden Kalenderwoche der Wochentag XXXXXXXX ist.) Die Anfrage an die  Pressestelle der FU vom 19.2.2009 Uhrzeit XXXXX) ist noch immer (am 19.2.2009, Uhrzeit XXXXXX) in Bearbeitung. 20.2.09 Die Bestätigung, daß es sich hier [nicht nur um ‚Ersparnisse’…. oder ‚kinderfreundliches Studieren‘ handelt, sondern um eine hochschulpxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxx, erfolgt offiziell am xxxxxxxxxx durch fr. xxxxxx um xxxx uhr. (9:40h) – Und – Hr. Krstin geht jetzt nicht ans Telefon. – Büro des Präsidenten: Abwesenheitsnotiz keine vorhanden. In zehn Minuten müßte er sicher ans Telefon gehen. – ___ – die Frage nach „Ersatzräimlichkeiten“ bezog sich, wie sie in der gesendeten Mailfrage sehen können, auf Ersatzräumlichkeiten für das Kinderparadies Dahlem. Bitte teilen Sie mir mit, …. – Falls die Unileitung diese Frage noch nicht ganz zu beantworten weiß, würde das eine Folgefrage kausal anstoßen, die dann statt dessen beantwortet werden müßte: ….. – die Folgefrage für diesen Fall lautet: – wie begründet die Unileitung gegenüber der Öffentlichkeit ihre Bereitschaft, Summen in a) 6stelliger Höhe (der Unileitung ist die genau Höhe bekannt, falls Nachfragen bestehen, wird die studentische Seite den Betrag gerne nachweisen) auszugeben für den Umbau einer für die kurzfristige Kinderbetreung nur mit Einschränkung geeigneten Räume (Begründung ist der Unileitung bekannt), sowie b) wie begründet sie ihre Bereitschaft, von Studenten die Zahlung einer fünfstelligen Höhe für einen Umzug zu fordern, nachdem die studentische Seite keinen Antrag auf einen Umzug gestellt hat. anschließend c) wie begründet sie dies in der Gegenrechnung mit fehlenden Geldern für Dozentenstellen. Mir liegen Studienpläne von Studenten vor, die nachweisen, daß die Problematik akut ist. In stark besuchten Fächern gibt es Module, die mit jeweils einem Dozenten besetzt sind. Studenten [genaue Fachbereiche liegt mir nachgewiesen vor] sind genötigt, eine Veranstaltung aus dem Angebot einer einzigen Veranstaltung zu wählen. Studenten, die das Pech haben, aus dem Angebot eines einzigen Jobs einen Job zu ergattern, sind in einem solchen Job nicht selten verpflichtet, einen bestimmten Tag in der Woche für die Arbeitszeit beim Arbeitgeber zu versichern, den Wochentag können sie sich beim Arbeitgeber in nicht unerheblich häufigen Fällen nicht aussuchen. Bei Kollision dieser beiden – Sparmaßnahmen – ergeben sich die Ihnen bekannten Bachelor-Abbruchquoten. Bitte teilen Sie mir mit, wie die Unileitung demgegenüber die Bereitschaft zur Ausgabe der genannten Summenmaßstäbe begründet.Zu genau dieser Gegenrechnung teilt die Unileitung  mit: „…..“ (steht im Beitrag, bitte direkt kontaktieren bei Abdrucklust und -fähigkeit).

__________________________________________________________________

Studentenprotest 2.0 – lässt sich globale Vernetzung studentischer Proteste im ungeschützten Netz „offen-konspirativ“ planen?

„Ein Kommunikationszusammenhang ist, sofern er eine gewisse kritische Größe überschreitet, nicht mehr zentral kontrollierbar, nur noch statisch berechenbar. Eine lückenlose Überprüfung würde einen Monitor erfordern, der größer wäre, als das System selbst. Spätindustrielle Gesellschaften sind auf ungehinderten Informationsaustausch angewiesen, die ‚Sachzwänge’, auf die ihre Kontrolleure sich berufen, kehren sich somit gegen diese selber“ – schrieb Hans Magnus Enzensberger 1970 in seinem vielgelesenen Kursbuch-Essay „Baukasten zu einer Theorie der Medien“. Wie geht der heutige, produktiv zum Protest schreitende Student, wofern er niedlicher handgemalter Transparente überdrüssig wird, mit den Netz als gleichzeitigem Ort der Konspiration wie der Überwachung um? Gelassen, so scheint es. Auch Studenten setzen auf das Chaos im System, das bei ausreichendem…

Zeichen: 10.500.Stand: 5.12.2008 Aktualität: bis heute bestehend. Thematischer Schwerpunkt: International Students Movement und Vernetzungsplattformen. Incl. Interview mit einem studentischen Vernetzungsaktiven. Konditionen und Kontaktmöglichkeit wie „AStA-Druckerei III“

Kommentare deaktiviert für AstA-Druckerei I.